„Jubiläumsgottesdienst 20 Jahre Rödermärker Brotkorb“ – ein Grund zum Feiern? Nein, eigentlich nicht, denn es ist schlimm genug, dass es in diesem reichen Land einer solchen Einrichtung bedarf. Doch, denn es ist bewundernswert, dass sich 20 Jahre lang Helfer aus allen Kirchengemeinden und Ortsteilen finden, die hier ihre Zeit und Kraft opfern, anderen sozial Schwächeren jede Woche ehrenamtlich zu helfen. Rund 30 Freiwillige sind auf der Helferliste, die mit ganz unterschiedlichen Arbeiten eingesetzt sind: vom Einsammeln der von Firmen abgegebenen Waren über Sortieren und Vorbereiten, über die wöchentliche Ausgabe oder besser Verkauf (ein Euro pro Tasche), vom Nachbereiten und von der organisatorischen Arbeit ganz zu schweigen.
Am Sonntag wurde diese Arbeit in einem Gottesdienst zum 20jährigen Bestehen gewürdigt und die Helferinnen und Helfer einmal ins rechte Licht gerückt.
Pastor Jens Bertram, Pfarrerin Eva Lawrenz und Gemeindereferentin Tanja Bechtloff würdigten das in der übervollen Petruskirche. Tanja Bechtloff fasste es in klaren Worten zusammen: „Sie arbeiten mit dem einfachen Wunsch, Menschen zu helfen und ihnen nicht nur Brot zu geben, sondern auch Zuwendung und Zeit.“ In einem kleinen Anspiel machen Jens Bertram und Tanja Bechtloff klar, dass jeder Vorrat, selbst wenn es Wasser ist, einmal zu Ende ist, wenn nichts nachgefüllt wird – symbolisch für die Tatsache, dass Kraft und Aufmunterung für die Helfer, immer neue freiwillige Mitarbeiter, aber auch immer Spenden fließen müssen wie dieses Wasser, um die immer dringendere Arbeit für sozial Bedürftige am Leben zu erhalten. „Wir als Hauptamtliche versuchen Sie auf unsere Weise mit einem Besuch monatlich im Keller des Urberacher Gemeindehauses zu unterstützen, um Ihre Nöte anzuhören und Ihnen den Rücken zu stützen.“ Für die Brotkorb-Helfer sprachen Leiterin Helga Hassdenteufel, Renate Schnabel, Thomas Pfuhl, Otmar Roth und Udo Rebel die Fürbitten, ehe alle Gottesdienstbesucher gemeinsam ein Dankeschön-Herz mit Fingerabdrücken und Namen gestalteten. Im Gemeindehaus wurden die Dankesworte und die Hoffnungen bei einem kleinen Empfang noch persönlicher. Jens Bertram: „Unsere Hoffnung war in den 20 Jahren, die der Brotkorb besteht, dass er nicht mehr gebraucht wird – statt dessen ist er heute, wie die Zahlen uns zeigen, nötiger denn je.“ Der evangelische Kirchenvorstand als Hausherr des ökumenisch betreuten Brotkorbs versprach seine weitere Unterstützung. Und Pfarrerin Eva Lawrenz betonte, dass die zentrale Aufgabe weit mehr als Lebensmittelausgabe ist, sondern praktisch gelebte Nächstenliebe. „Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass niemand in Rödermark vergessen wird und die Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird!“ Berührt waren die Gäste von den Worten von Ingeborg Strasser, vor 20 Jahren eine der Mitorganisatorinnen des Brotkorbs und lange Jahre die Frontfrau, die von den ganz kleinen Anfängen berichtete und doch zu dem Schluss kam: „Es ist eine wichtige Aufgabe und eine schwere Aufgabe, aber wir Helferinnen und Helfer haben ja auch unseren Spaß daran – die vielen Nationen und Sprachen, das ist schon spannend.“
Das vertiefte Bürgermeister Jörg Rotter mit klaren Worten: „20 Jahre Ehrenamt mit Leidenschaft für unsere Stadt – ohne Brotkorb wäre die Stadt aufgeschmissen!“ Er dankte auch der Petrusgemeinde für den Standort und erinnerte an das Pfarrerehepaar Mattes, das dem Brotkorb in den letzten Jahren so stark den Rücken gestärkt hatte und das der Ökumene starken Rückenwird gegeben hat. „Die Ökumene ist hier bei uns ein starkes Stück Rödermark!“ Auch der für solche Feiern übliche Umschlag, den er an Helga Hassdenteufel übergab, konnte sich sehen lassen: 500 Euro von der Stadt und – angekündigt – 777 Euro aus dem Verkauf der Buttons der Prinzlichen Hofgarde in der letzten Fastnachtskampagne. Kreisbeigeordneter Carsten Müller berichtete, dass im Landkreis Offenbach tatsächlich in jeder Gemeinde eine Tafel oder ein Brotkorb zur Hilfe bereitstehen und zum so wichtigen Austausch. Dr. Ulrich Wasner, Präsident des Lions-Clubs Rodgau-Rödermark, berichtete über die Begleitung, die der Club dem Brotkorb zukommen lässt, und die Vertreter der Rödermärker Fraktionen brachten Zahlen mit: aus den bundesweit 480 Tafeln vor 20 Jahren sind jetzt rund 1000 geworden. „In Rödermark wird der Brotkorb durch einen gemeinsam Beschluss von der Politik getragen und ich hoffe, das bleibt auch so“, fügte Raimund Butz an. Helga Hassdenteufel, derzeitige Leiterin des Brotkorbs, sprach schließlich von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: sie dankte allen Mitarbeitern der letzten 20 Jahre, dankte besonders ihrem derzeitigen Team, das in vielen durchaus auch nicht sichtbaren Bereichen mitarbeitet, und hofft, „dass wir weiterhin unterstützt werden und sich immer genug Ehrenamtliche finden. Aber ich hoffe, dass wir in weiteren 20 Jahren nicht mehr hier stehen müssen!“
Christine Ziesecke